Die Rothemden-Proteste - Teil 1: Prolog und März 2010 - Phan Fa-Brücke
Die Rothemden-Proteste - Teil 2: 01. - 17. April - die gescheiterte Niederschlagung
Die Rothemden-Proteste - Teil 3: 18. - 20. April - die Barrikade und der Aufmarsch der Sicherheitskräfte
Die Rothemden-Proteste - Teil 4: 21. - 30. April - die Herrschaft des Mobs
Die Rothemden-Proteste - Teil 5: 01. - 14. Mai - grausamer Mai - Teil 1
Die Rothemden-Proteste - Teil 6: 15. - 18. Mai - grausamer Mai - Teil 2
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19. Mai - Die Niederschlagung
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An der Kreuzung Sathorn/Rama IV
Um 05.50 Uhr morgens erreichten Nicola und ich das Militärlager an der Sathorn/Rama IV-Kreuzung. Die erste Einheit von Soldaten war bereits in den Lumpini Park eingedrungen, um das Areal von Rothemden zu "säubern" und "Widerstandsnester" auszuheben.
06.06 Uhr
Um 6.09 Uhr folgt eine größtenteils unbewaffnete Polizeieinheit den Soldaten in den Park. Ihre Aufgabe sollte es sein, gefangene Protestler zu verhaften und abzuführen.
06.13 Uhr
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Lumpini Park
Als wir mit den Polizeieinheiten in den Park vorrückten, kam es immer noch zu Schusswechseln zwischen den Armee-Einheiten und den Widerstand leistenden Demonstranten.
06.21 Uhr
Die Militäreinheit, die vor uns in den Park eingedrungen war, lieferte sich noch vereinzelt Schusswechsel mit Rothemden (oder Schwarzhemden?), dann waren die letzten "Widerstandsnester" ausgehoben. Bis jetzt wurde niemand Gefangen genommen!
07.51 Uhr
07.59 Uhr
Während wir warteten, nahm uns ein Polizeioffizier an die Seite flüsterte uns zu:"Unsere Einheit kommt nicht aus Bangkok, wir wurden aus dem Süden hierher befohlen. Bitte glaubt mir, die meisten von uns wollen gar nicht hier sein. Diese Demonstranten dort sind doch Thais wie wir, wir sind doch alle Thais. Es ist falsch, was hier passiert."
08.50 Uhr
Kreuzung Sala Daeng
Zwischen 10.00 und 10.15 Uhr begann die Königlich-Thailändische-Armee mit der Groß-Offensive gegen das Lager der Rothemden.
10.28 Uhr
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Ratchadamri Straße
Die brennende Barrikade vor dem Chulalongkorn Memorial Krankenhaus.
10.57 Uhr
10.58 Uhr
Zwei der vielen Opfer des 19. Mai 2010.
10.59 Uhr
Dem Opfer im Vordergrund des Fotos fehlt die Nase. Der Mann wurde offensichtlich durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Die Indizien deuten auf eine Hinrichtung hin.
a disappointing inquest into fabio polenghi's death (nur in Englisch)
Fabio Polenghi am 01. Mai 2010, Foto eines unbekannten Fotografen. |
11.23 Uhr
11.35 Uhr
Sarasin Straße
Verhaftete Rothemden wurden gefesselt und ihre Augen verbunden bevor sie von der Polizei abtransportiert wurden. Eine Frau erklärte weinend gegenüber einem französischen Kamerateam, dass sie gar keine Demonstrantin sei. Sie würde in der Nähe wohnen und hätte doch nur Essen an die Demonstranten verkauft, als die Soldaten kamen.
12.26 Uhr
12.19 Uhr
Zwischen 13.00 und 13.15 Uhr explodierten insgesamt sechs M79 Granaten in unmittelbarer Nähe der Sarasin Straße, keine 30 Meter von uns entfernt. Die letzte der sechs Granaten war leider ein Volltreffer. Mindestens ein Soldat wurde schwer verletzt, einem weiteren wurden Beine und Arme abgerissen, er verblutete noch an Ort und Stelle. Ein weiteres Opfer war der kanadische Fotograf und Journalist Chandler Vandergrift. Er wurde schwer verwundet und verlor nach der Explosion das Bewusstsein. Die Soldaten hielten ihn daher für tot und kümmerten sich nicht weiter um ihn. Gerettet wurde er von anderen Journalisten und freiwilligen Helfern.
13.31
Ein Soldat mit dem Helm des durch den Granateneinschlag getöteten Kameraden. |
13.57
Der gesamte Funkverkehr in der Umgebung des Lagers war durch die Armee seit Tagen gestört, auch unsere Handys funktionierten nicht. Daher verließen wir gegen 14.15 Uhr den Schauplatz, denn Nicola hatte für den Vormittag (deutscher Zeit) Telefoninterviews mit verschiedenen deutschen Radiosendern vereinbart und die Zeitungen warteten auf ihre Berichte. Und außerdem: Wir hatten mehr als genug Gewalt gesehen und erlebt, uns jedenfalls reichte es.
Die Kunststoffverkleidung der Busstation an der Ratchadamri Straße war durch die enorme Hitze der brennenden Barrikade geschmolzen.
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Ende des siebten Teils.
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Die Rothemden-Proteste - Teil 1: Prolog und März 2010 - Phan Fa-Brücke
Die Rothemden-Proteste - Teil 2: 01. - 17. April - die gescheiterte Niederschlagung
Die Rothemden-Proteste - Teil 3: 18. - 20. April - die Barrikade und der Aufmarsch der Sicherheitskräfte
Die Rothemden-Proteste - Teil 4: 21. - 30. April - die Herrschaft des Mobs
Die Rothemden-Proteste - Teil 5: 01. - 14. Mai - grausamer Mai - Teil 1
Die Rothemden-Proteste - Teil 6: 15. - 18. Mai - grausamer Mai - Teil 2
Es war sehr wichtig, dass du dir die Mühe gemacht hast, diese Chronik aufzuschreiben! Der Bericht ging mir sehr unter die Haut und hat mich sehr betroffen gemacht! Vor allem auch denke ich, dass ähnliche Dinge ständig irgendwo auf der Welt passieren. Von den meisten Ereignissen hört man und sieht man aber nichts.
AntwortenLöschenDanke und liebe Grüße
Calendula
Danke fuer die lieben Kommentare. Ja, es war auch fuer mich wichtig, das Ganze mal aufzuarbeiten. Aber verglichen mit dem, was in den arabischen Laendern oder in Sri Lanka ablief und immer noch ablaeuft, ging es hier noch vergleichsweise glimpflich ab.
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